Nachdem der Impreza nicht überzeugt hat, habe ich beschlossen mir mal den Golf R als Variant anzuschauen.
Also zum ersten Autohaus bei mir um die Ecke gegangen und nachgefragt. Sie hätten leider keinen Golf R da, können aber einen aus dem Pool organisieren. Das würde mich allerdings 80 € kosten. Gut Ok, von mir aus. Ich weiß ja noch nicht ob ich ihn kaufe und da bin ich auch bereit ein paar Euro zu zahlen. Als am Tag darauf kein Anruf kam, den wir vereinbart hatten, rief ich letzte Woche Freitag zurück. Man habe mich vergessen, aber am Montag meldet er sich. Mh...
Am Montag dann der Anruf: Ja sie haben einen, aber nur einen Hatchback. Und der würde auch nicht 80 €, sondern 125 € und das netto (also ohne MwSt.) kosten. Da hab ich ihm gesagt, dass wir nicht zusammen kommen.
Also bei mobile gesucht und in Oelsnitz (nicht weit von meiner Arbeit) ein Autohaus mit Variant gefunden. Angerufen, ich konnte gleich vorbei kommen. Kurz mal probe gesessen und für heute Vormittag (Donnerstag) eine Probefahrt vereinbart. 150 km frei, ohne Begleitung. "So ein Auto müssen sie für sich erleben. Entweder es passt dann, oder nicht". Klasse Einstellung, sehr kundenfreundlich.
Heute morgen 8:30 Uhr also geholt und ein wenig ausprobiert. Ich sag gleich, dass das natürlich ein subjektiver Bericht ist.
Innenraum
Sind die "normalen" Sitze, also nicht die Reacaro Halbschalen. Seitenhalt ist trotzdem sehr gut und die Sitze sind wunderbar bequem und bieten selbst mir richtig gute Oberschenkelunterstützung. Anfangs wollte ich lieber die Recaros testen, aber die Serien R-Sitze überzeugen mich voll. Die bieten definitiv richtig guten Langstreckenkomfort. Die Instrumente sind gut ablesebar und alles hat seinen Platz und wirkt durchaus hochwertig. Aber ich sehe auch, wie eng die Marken mittlerweile zusammengewachsen sind. Die Qualität ist weder schlechter, aber auch nicht besser als im Mazda 3 BM, dem aktuellen Mazda 6 oder einem Hyundai i40. Alles in allem muss ich sagen, dass der Golf innen wirklich gelungen ist. Sicher ist die Bedienung (Bsp. Drehschalter fürs Licht) ungewohnt, aber wenn ich Mängel suche, dann sind das Details. So ist die Verstellung für die Außenspiegel an der Türverkleidung angebracht, sodass sich selbst ein hypermobiler Mensch wie ich, halb die Arme bricht beim richtigen Einstellen der Spiegel. Auch die Knöpfe am Lenkrad finde ich z.T. sehr schwierig angebracht. Mit meinen recht schlanken, aber großen Händen habe ich wenig Probleme. Jemand mit eher kurzen Fingern, wird nicht jeden Knopf einfach so erreichen. Wenn man es also positiv sehen will: Alles ok. Sieht man es nagativ: Es fehlen auch ein wenig die Akzente. Aber der Golf soll eben eine möglichst breite Masse ansprechen.
Ach ein was fällt mir da doch noch ein: Dachfenster mit Panorama Dach hinten und Rollo davor. Ich hasse Dachfenster eh schon, aber mit dem Rolle ist der Übelkeitsanfall vorprogrammiert. Zum Glück nicht Serie, sondern Zusatzausstattung. Den Aufpreis kann man sich definitiv sparen.
Fahrwerk
Der Golf verfügt über 5 Fahrmodi. Comfort, Normal, Race, Eco und Individuell. Der Unterschied zwischen allen Modi ist vor allem per adaptiver Dämpfung. In Komfort ist er wie eine Sänfte, was ich persönlich als sehr unangenehm empfand (ich mag es eher, wenn man die Straße etwas mehr spürt). Der Normalmodus ist wirklich gut ausgewogen und im Sportmodus beißt die Lenkung sehr direkt zu und man merkt die Straße deutlich stärker. Dennoch bin ich, nach all den Lobeshymnen in verschiedenen (auch ausländischen und VW unfreundlichen) Magazinen enttäuscht. Die Lenkung ist nicht ansatzweise so direkt wie die vom Impreza oder gar vom EVO X. Sie bleibt selbst im Race mode sehr weich und man hat bei starken Lastwechseln das Gefühl von etwas Widerwillen. Diese Tatsache kann aber durchaus dem mehrgewicht und vor allem der größeren Länge des Kombi gegenüber des Hatchbacks geschuldet sein. Für einen Kombi ist er dennoch ziemlich agil. Und vor allem auf der Autobahn liegt das Fahrzeug selbst bei 250 km/h noch sehr sicher, wo man z.B. im MPS etwas das Gefühl hat, dass die Vorderachse überfordert ist. Aber das will man von einem Allradfahrzeug auch erwarten. Ansonsten kann ich nur zusammenfassen: Gut für den Alltag, über den Grenzbereich kann ich keine Aussage treffen. In dem Bereich befinde ich mich bei einer 100 km Probefahrt nicht.
Motor und Auspuff
300 PS und 380 Nm. Also nicht so viel mehr als der MPS und sogar weniger als der Impreza WRX STi. Trotzdem muss ich sagen: Nicht schlecht Herr Specht. OEM MPS muss hier nicht antreten und er geht definitiv besser als der Impreza. Möglich macht das, klar, das DSG. Die Leistung kommt einfach nur nacheinander weg und zieht den Golf richtig fein nach oben. DSG...womit wir aber schon beim ersten Problem wären. Eines der frühen Autos mit DSG war bekanntlich der Evo X. Das DSG der ersten Modelljahre war absoluter Müll. Kickdown, Drehzahlbegrenzer....5 sekunden drin und dann kam erst die Schaltung. So nervig, dass man lieber im Manuellen Modus gefahren ist. Selbst der S-Sport Modus war da nicht viel besser. Mit diversen Updates wurde das über Jahre behoben. Aktuelle DSG haben das nicht mehr...dachte ich. Sorry, aber zumindest mein Vorführer hat genau das gemacht. Autobahn, Kickdown bei 90 km/h im Sportmodus. Und jedes mal am Ende des Drehzahlbandes 2-3 Sekunden verharrt bevor er mit getöse und geknalle geschalten hat.
Ok, denkt man sich: Dann eben Manuell. Ja Pustekuchen. Auf Manuell gestellt, 4. Gang bei 120, Kickdown und schon schaltet er in den 3. Ist plötzlich am Drehzahlende und eh man dann selbst, vor überraschung kurz überlegend was das soll, geschalten hat, geht er von selbst in den 4ten Gang. Ähm? Ja...danke. Wenn mans weiß, gehts sicherlich, ich hab aber auf der BAB erstmal doof geschaut.
So, nun also auf der BAB durchgeladen und er dreht gut hoch. Echt bis 250 geht er spielend. Wobei ich behaupten würde im Bereich von 120 - 160 geht der MPS trotzdem noch einen Tick besser. Das kann aber auch nur mein Gefühl sein. Schneller ist der R insgesamt auf jeden Fall. Allerdings nicht so viel schneller, dass eine gute Software im MPS den Unterschied nicht egalisiert.
Nun zum Auspuff...peinlicher gehts nicht mehr. Der R hat ja so einen Soundgenerator (in Race laut, in normal immernoch laut). Man steigt ein und schon beim leichten Druck aufs Gas rumort es schön sonor....bis man die Scheibe runter macht und denkt: "Hä?". Hinten raus röhrt die Kiste einfach nur wie jeder normale 4-Zylinder mit 2 l Hubraum (Wieder im Racemode sehr laut, in normal erst bei hoher Drehzahl sehr laut). Und auf der Autobahn geben sich Soundgenerator und Auspuff (der für Serie wirklich recht laut ist) die Klinke in die Hand...was nicht schön ist. Es dröhnt einfach nur hirnrissig im Innenraum. Für 50 km Spaß sicherlich lustig. Wenn ich mir vorstelle damit 500 km in der Urlaub zu fahren mit meiner Frau neben mir. Das würde mir so auf den Sack gehen. Die Kiste hält einfach niemals die Klappe, auch weil man diesen Kindischen Soundgenerator nirgendswo deaktivieren oder wenigstens leiser drehen kann (Selbst in Normal bei Vollgas röhrt der). Und dann knallt die Kiste auch noch bei fast jedem Gangwechsel im Racebode als wäre sie auf der Rennstrecke. Sorry, so lustig ich das selbst Finde. Ich weiß auch wie nervig das ist, wenn so ein lautes Auto Nachts vorm offenen Fenster vorbei fährt. Da denkt keiner "Boar wie geil", da denkt jeder einfach nur "du dummer Idiot". Und es ist einfach nur Peinlich, wenn ich den Berg hoch jemanden überhole und das Auto 2 mal knallt wie blöde. Immerhin, wenn ich es richtig gelesen habe, passiert dieser Unsinn wirklich nur im Race Mode. Werde das wenn ich heim fahre (Auto steht gerade vor der Tür) nochmal im Normalmode testen. Ich finds aber in jedem Fall so künstlich und kindisch, dass kann ich in Worten kaum ausdrücken.
Nachtrag: Knallt auch im Normalmodus, allerdings nicht ganz so laut.
Media und Technik
Mein Vorführer hatte Top Ausstattung mit Rückfahrkammera, Tempomat mit Abstandskontrolle, Schildererkennung, Rückfahrkammera, Rundrum Piepsern, Spurhalteassistent usw. Soweit ich das probiere konnte hat die Technik auch sehr gut funktioniert. Man hat sogar einen SIM-Slot wo man eine Mobilkarte einstecken kann um mit dem Auto direkt online zu gehen. Das eröffnet viele praktische Funkionen wie Verkehrsinfo oder das man das Navi, welches wirklich gut ist (kommt von Bosch) auch selbst updaten kann. Also nichts mit "Für Update in die Werkstatt". 2 SD Kartenslots, USB Anschluss, AUX, DAB+ und natürlich diverse Fahrzeuginfos über Verbauch, Fahrmodus usw. runden das Paket hab. Dabei sind die beiden Displays (groß in der Mittelkonsole, klein aber gut lesbar im Tacho) gut einsehbar und ablesbar. Ob man jetzt den ganzen Technikkram braucht, sei dahin gestellt. Ich fand den Golf, trotz seiner Größe, auch ohne Parksensoren und Rückfahrkammera recht übersichtlich. Ich persönlich würde nur die Piepser und den Tempomat wollen. Vielleicht noch den Totwinkel Assistent (der durchaus praktisch sein kann). Den Rest brauch ich nicht. Hier kommt der Vorteil von VW gegenüber vielen japanischen Herstellern zu tragen. Es gibt nicht nur Pakete, sondern man kann viel auch einzeln nehmen. So kann man sich unnütze Technik wirklich sparen.