Weil wir hier ja in letzter Zeit doch öfters über BOV und BPV diskutieren, dachte ich mir wir fassen das doch einfach mal zusammen.
Ich dachte eigentlich, da wurde mal was zusammengeschrieben...war aber wohl bei der "Konkurrenz"
Ich halte es auch für besser, das man sich hier nur auf Fahrzeuge mit LMM bezieht (wie an sich die Masse der Fahrzeuge), weil das sonst den Rahmen sprengen würde.
Teil I - Was ist ein BPV
Ein BPV ist ein sogenanntes Bypass-Ventil/Schubumluftventil, bei unserem MPS sieht dies so aus (hier am BL)
Wozu benötige ich diese Ventile?
Wir haben das Problem der Trägheit.
Wenn die Drosselklappe geöffnet ist kann der Lader (bildlich gesehen) verdichten und die Luft wird dem Brennraum zugeführt.
Gehe ich nun aber vom Gas und die Drosselklappe schließt sich...so findet trotzdem noch für einen kurzen Moment eine Verdichtung statt.
Der Verdichtungsprozess kann nicht von jetzt auf gleich mit einem Zeitansatz von genau mal 0 gestoppt werden.
D.h. es wird nun gegen die geschlossene DK verdichtet und die Luftsäule staut sich zurück gegen das Verdichterrad vom Turbolader. Mittelfristig kann dies zur Beschädigung führen.
Das kann sich u.a. so anhören (falsches Auto, aber hier hört man es zumindest)
D.h. im Laufe der Entwicklung von Turbofahrzeugen kam man schnell auf den Punkt: "Der Druck muss weg".
Daher kommt schon seit sehr sehr langer Zeit ein sogenanntes Bypassventil (BPV) zum Einsatz.
Teil II - Wie funktioniert das BPV
Das BPV (Siehe Foto oben) sitzt bei uns auf der Coldpipe nach dem Ladeluftkühler. Das BPV besitzt an der oberen Seite eine sogenannte Unterdruck/Steuerleitung (der dünne Schlauch), welcher bis hinter die DK führt.
Parallel dazu eine sogenannte Rezirkulationsleitung (der dicke Schlauch), der an die TIP und wieder direkt vor den Turbolader führt.
Ist die Drosselklappe geöffnet herrscht im Ansaugtrakt als auch über die Steuerleitung der selbe Druck.
Gehe ich nun vom Gas und die Drosselklappe schließt sich, versucht der Motor jedoch weiter Luft anzusaugen.
Das ist auch das Prinzip eines Autos ohne Turbo (Saugmotor), da durch die Kolbenbewegung per Unterdruck Luft zugeführt wird.
Dieser Unterdruck erstreckt sich über die genannte Steuerleitung bis zum BPV.
Auf der anderen Seite hingegen herrscht nun Überdruck (wie in Teil I beschrieben).
Der Unterdruck versucht nun über die Steuerleitung den Kolben/Membran im BPV zu Öffnen..zeitgleich kann nun der Überdrück ebenfalls dagegen arbeiten.
Dieser Vorgang öffnet das Ventil und die Luft wird durch die Rezirkulationsleitung wieder vor den Turbo geführt.
Da wir hier von einem Überdruck sprechen, hält dieser den Lader auf Drehzahl und verbessert ebenfalls das Ansprechverhalten.
Minimaler Nachteil: Wir verdichten nochmals bereits vorher verdichtete und erwärmte Luft.
Teil III - Ich will ein anderes BPV
Solange das OEM-BPV keinen Defekt erlitten hat, gibt es keinen Grund auf ein Drittanbieter-Ventil zu wechseln. Der Hauptgrund ist i.d.R. das Bedürfnis nach einem hörbaren Ablassgeräusch.
Hier gibt es verschiedene Varianten in allen Formen. Je nach Ventil muss dieses aber (durch Ändern der Vorspannung oder auch Wechseln der Feder selbst) auf das Fahrzeug angepasst werden.
Hierbei wird beeinflusst, wie schnell der Ladedruck entweichen soll, als auch teils das Leerlaufverhalten. Ist das neue Ventil zu "hart" eingestellt, kann der Druck nicht zeitgerecht entweichen, ist es zu "weich" flötet der Überdruck zu schnell davon.
Parallel dazu gibt es Einstellungsfreie Ventile wie bspw. HKS SSQV 3 oder 4 oder auch das Synapse BOV. Diese sind sprichwörtlich Plug and Play, kosten aber auch spürbar mehr in der Anschaffung.
Alternativ ebenso sogenannte "Hybrid-Ventile" (z.B. GFB) welche sich in Punkt Anteil Rückführen und Ablassen einstellen lassen.
Teil IV - Wie funktioniert ein BOV
Im Prinzip identisch, nur das der Überdruck nicht rückgeführt, sondern ins Freie abgeblasen wird.
Nebenbemerkung:
Das Gerücht, ein BOV würde den Lader entlasten und wäre deutlich besser als ein werksseitiges BPV, hält sich vor allem im Internet auf hartnäckigste Weise.
Dies ist aber Käse, da in beiden Fällen der Lader in jedem Fall entlastet wird...die Frage ist nur -> Wo geht der Überdruck hin