Moin,
Ein kleiner interessanter Artikel aus einem anderen Forum zum Thema Motoren einfahren
Quelle: gute-fahrt.de
Weil fast jeder Neuwagenkäufer seinen Motor möglichst optimal einfahren will
und sich dabei fragt, wie er das machen soll, hier ein Beitrag dazu. Es handelt
sich dabei vielfach um relativ junge Erkenntnisse aus der Tribologie-Forschung,
die früherem "Wissen" entgegenstehen. Und auch dem widersprechen, was in
diversen Bedienungsanleitungen zum Thema Einfahren geschrieben steht.
Als Zusammenfassung: Ein Motor wird dann optimal eingefahren, wenn dies nahe an
seinem Leistungs-Maximum geschieht. Es ist also absolut richtig, ein neues
Fahrzeug vom Händler weg erst warmzufahren, und sobald die Betriebstemperatur
erreicht ist richtig Leistung abzuverlangen. Dadurch bekommen alle
Gleitlagerungen im Motor das optimale Einlaufverhalten. Das Ergebnis:
Reibwiderstand, Langzeitverschleiß, Öl- und Kraftstoffverbrauch sind ist
erheblich geringer, Lebensdauer und Leistung dementsprechend höher. Bei den
Verbrauchs- und Leistungswerten sind Unterschiede bis zu 15% allein durch das
Einfahren möglich.
Die bisher propagierte Methode, einen neuen Motor erst
langsam und schonend einzufahren und über mehrere hundert bis tausend km die
abgerufene Leistung zu steigern, ist falsch und für den Motor schädlich. Die
landläufige Meinung, im Motor müßten sich alle beweglichen Teile erst
aufeinander einschleifen, ist nicht zutreffend. Wäre das Einschleifen nicht
bereits in der Produktion abgeschlossen, würde ein konstruktiver Fehler
vorliegen.
Ein Wiedergutmachen nach einem falschen Einfahren ist nicht
möglich, ein falsch eingefahrener Motor ist und bleibt verdorben. Wobei sich das
im normalen Autoleben meist nur durch schlechtere Leistungsentfaltung bei
höherem Verbrauch bemerkbar macht.
Für alle, die technisch versiert und
an den Hintergründen interessiert sind, hier das Warum:
Fast alle
beweglichen Teile im Motor befinden sich im Betrieb in Gleitreibung zu den
angrenzenden Bauteilen (Kolben - Zylinder; Pleuel - Kurbelwelle; Kurbelwelle -
Lager etc.). Wie allgemein bekannt ist, kostet Reibung Energie, und Reibung
erzeugt Wärme. Dabei beeinflußt die Reibung (und die Wärme) die
Materialbeschaffenheit in der Oberflächenschicht. Und eine beeinflußte =
veränderte Oberflächenschicht beeinflußt wiederum die Reibung. Beim Einfahren
eines Gleitlagersystems geht es nun darum, die Oberflächenschicht zu optimieren
und so die Reibung, und damit die Verlustleistung, zu reduzieren.
Diese
Veränderung der Oberflächenschicht spielt sich im Bereich weniger Mikrometer bis
Nanometer ab. Dabei handelt es sich nicht um einen Belag, der auf die
Lagerstelle aufgetragen wird, sondern eine Veränderung im Lagermaterial
selbst.
Was dabei in der Oberfläche vorgeht, bzw. was dabei entsteht, hat
bislang verschiedene Bezeichnungen erhalten, die sich aber stets auf denselben
Vorgang beziehen: "Tribo-Mutation", "Tribo-Reaktionsschicht" oder "Dritter
Körper". Dabei wird das Materialgefüge verändert, und Material vom
Gleitlager-Gegenpartner sowie Additive aus dem Öl eingebettet. Dieses Gefüge ist
ein zäher, weicher Festkörper von < 1 µm Dicke.
Diese Tribomutation
geschieht schnell und gründlich, wenn die bestimmenden Faktoren Last und
Gleitgeschwindigkeit nahe am konstruktiv festgelegten Vollastpunkt sind. Dadurch
wird die Oberflächenschicht sehr kompakt und verschleißresistent. Je nach
verwendeten Materialien und Belastung ist die Entstehung der Oberflächenschicht,
und damit der Einfahrvorgang, bereits in wenigen Minuten bis spätestens wenigen
Stunden abgeschlossen. Bei geringer Last und Gleitgeschwindigkeit wird die
Oberflächenschicht zwar größer, aber weit weniger verschleißresistent. Durch den
höheren Verschleiß ist die erreichbare Lebensdauer geringer. Zudem besteht die
Gefahr, daß im Vollastpunkt die Oberflächenschicht versagt, und das
Gleitlagersystem versagt (frißt).
Es ist grundsätzlich möglich, durch zu
hohe Last ein Gleitlagersystem zu überfordern und zu zerstören. Bei
serienmäßigen Automotoren ist das jedoch nicht möglich: Die Leistungsgrenzen
eines Motors sind durch konstruktive Kriterien wie Verdichtung und
Kraftstoffzumessung begrenzt. So lange kein Chiptuning oder andere
Leistungssteigerung vorgenommen wird, kann mit einem fabrikneuen Fahrzeug also
sofort unbekümmert gefahren werden - auf Wunsch mit Anhänger und
Urlaubsgepäck.
Näheres zur Tribologieforschung kann ggf. bei
einschlägigen Instituten (wie z.B. IAVF AG in Karlsruhe, http://www.iavf.de, oder IMK Uni Kassel, http://www.uni-kassel.de/fb15/tribo/) oder Unternehmen (wie z.B.
Wieland-Werke AG in Ulm, http://www.wieland.de) erfragt werden.
Gruß Marko